Neben der gründlichen Vorbereitung spielt aber auch die eigene mentale Verfassung eine nicht zu unterschätzende Rolle für einen erfolgreichen Prüfungsverlauf. Gerade in den letzten Wochen der Prüfungsvorbereitung steigt die geistige und psychische Anspannung, der Kopf ist voll mit Lerninhalten, und der innere und zeitliche Druck wächst. Zweifel und Unsicherheiten, der Prüfung nicht gewachsen zu sein, machen sich breit und drohen in Prüfungsangst umzuschlagen.

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Um dies erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist eine mentale Vorbereitung auf die Prüfung als präventive Maßnahme ein wichtiges Element einer guten Prüfungsvorbereitung. Dazu gehören z.B. ein regelmäßiger Ausgleich, körperliches Wohlbefinden und Regeneration. Zum anderen geht es aber auch um die Vermeidung von negativen Gedanken und Gefühlen, durch eine realistische und positive Einstellung zu sich selbst und eine positive Einstimmung auf die Prüfung (Heister 2007, S. 17ff.).


Denn oft sind es negative Gedanken, Befürchtungen und Erwartungshaltungen, die uns den realistischen Blick auf uns selbst und unsere konkrete Situation verstellen, und uns in ein gedankliches und emotionales Chaos stürzen.  Das Überschwemmt werden von negativen Gedanken kann sich dabei verselbstständigen, sodass es zu körperlichen Symptomen und Auswirkungen auf unsere Psyche und Interaktion kommen kann, die uns in bestimmten Situationen handlungsunfähig machen können.
Sie kennen vielleicht Situationen, in denen Sie z.B. plötzlich einen Blackout hatten. Die Ursache liegt hier meist nicht in fehlendem Wissen oder mangelnder Vorbereitung. Vielmehr liegt die Ursache darin, dass negative Gedanken, Befürchtungen oder Erwartungen uns den Zugriff auf unser Wissen versperren, indem sie einen zu großen Platz in unserem Bewusstsein einnehmen.Daher ist es wichtig, aufkommende negative Gedanken und Gefühle möglichst zu vermeiden oder frühzeitig aufzuspüren, auf ihren Reali-tätsgehalt hin zu überprüfen und Ordnung in das drohende Chaos zu bringen.  

Negative Gedanken, Befürchtungen und Erwartungen behindern vor allem eine realistische Selbsteinschätzung und Bewusstmachung dessen, was Sie bereits wissen und können. Eine Unterschätzung oder gar Abwertung der eigenen Stärken und Kompetenzen, die Sie im Laufe Ihrer Prüfungsvorbereitung erworben haben, endet dann in der Regel in mangelndem Selbstvertrauen. Mangelndes Selbstvertrauen führt wiederum zu Unsicherheit und Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. So kommen Sie in einen Kreislauf, der Sie in der Prüfung mit hoher Wahrscheinlichkeit blockieren wird.
Um zu einer realistischen Selbsteinschätzung und mehr Selbstsicherheit zu gelangen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was man alles kann, weiß und wozu man in der Lage ist. Dabei hilft z.B. ein Rückblick auf die bereits erzielten Erfolge: Was haben Sie bereits alles geschafft, was ist Ihnen gelungen und welche Hürden haben Sie bezwungen?
Feel the force! (Yoda in Star Wars) 

Im Rahmen Ihrer Prüfungsvorbereitung haben Sie z.B. durch eine konsequente und regelmäßige Lernerfolgskontrolle (z.B. in Ihrer Lerngruppe oder durch Feedback der Lehrenden) Belege dafür sammeln können, was Sie alles können und wozu Sie in der Lage sind. Solche Erfolgserlebnisse sind die Grundlage für ein starkes Selbstvertrauen, denn sie vermitteln einem das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit (Bandura 1997).

„Selbstwirksamkeit bezeichnet die bewusste Überzeugung einer Person in Bezug auf Ihre Kompetenzen (Fähigkeiten, Fertigkeiten etc.), die Vorbereitung auf die Prüfung und die Prüfung so zu planen und auszuführen, dass sie positiv absolviert werden kann. Es ist das feste Vertrauen darauf, die Prüfung unter Kontrolle zu haben und positiv meistern zu können.“ (Heister/Finke 2016, S.72)
 

Ein positives Selbstwirksamkeitserleben stärkt somit nicht nur Ihr Selbstvertrauen, sondern bestärkt Sie auch in einer positiven Erwartungshaltung eines erfolgreichen Prüfungsverlaufs, d.h. sie gut zu meistern. Mit dieser positiven Erwartungshaltung und inneren Überzeugung können Sie negative Gedanken abwehren, und selbstbewusst und entspannt in die Prüfung gehen:
Ich bin gut vorbereitet, motiviert und überzeugt, mit meinem erworbenen Wissen und meinen Kompetenzen auch diese Prüfung erfolgreich zu bestehen!

Sollte Ihnen dies einmal nicht gelingen und negative Gedanken und Gefühle bei Ihnen Oberhand behalten, lesen Sie in Modul 4 des Wegbegleiters weiter zum Thema „Stress und Belastungen bewältigen“.