Sie wissen nun, wann welche Prüfungen anstehen, welche Prüfungsform vorgesehen ist, welche Hilfsmittel erlaubt sind, und Sie haben sich fristgerecht angemeldet. Dann ist es nun an der Zeit, sich zielgerichtet auf die Prüfungen vorzubereiten. Hier geht es nun um eine systematische inhaltliche Prüfungsvorbereitung.

Zunächst einmal sollten Sie die Prüfungsinhalte und Prüfungsanforderungen kennen. Im Modulhandbuch Ihres Verbundstudiengangs finden Sie die Qualifikationsziele und Inhalte der jeweiligen Module detailliert beschrieben. Damit haben Sie schonmal einen Gesamtüberblick, was Sie lernen und welche Fähigkeiten und Kompetenzen Sie erwerben sollen. 

In der Regel stehen durchschnittlich vier Prüfungen am Ende des Semesters an, für die Sie Ihre Lernzeit aufteilen müssen. Bei einem zweiwöchentlichen Rhythmus der Präsenzveranstaltungen und acht regulären Präsenztagen pro Semester, können Sie sich somit ausrechnen, dass die Prüfungen in ca. 16 Wochen anstehen. Ihnen stehen also ca. 16 Wochen für die Prüfungsvorbereitung zur Verfügung. Fangen Sie also frühzeitig an, diese Zeit zur Vorbereitung zu nutzen und behalten Sie die verbleibende Zeit stets im Blick!

Damit der scheinbar riesige Lernberg nicht unbezwingbar vor Ihnen liegt, hilft ein Aktionsplan (Heister 2007, S. 58).  In diesem ordnen Sie die zu bearbeitenden Themen für jedes Modul in einer übersichtlichen Tabelle. Notieren Sie dort auch für jedes einzelne Thema, was Sie lernen sollen, welches Material Ihnen dafür zur Verfügung steht und wie Sie Ihren derzeitigen Lernstand jeweils einschätzen. Somit wird Ihnen ersichtlich, wo die kleineren oder auch größeren Baustellen liegen. Versuchen Sie dann entsprechend gewichtete Lernzeiten für die jeweiligen Baustellen einzuplanen.

Nun haben Sie für jede Prüfung einen guten Überblick und eine Abhakliste zugleich. Sie behalten den Überblick über die Inhalte und können sich Ihre Zeit besser einteilen. Setzten sie konkrete erreichbare Ziele, um sich selber zu motivieren. Besonders wichtig ist ausreichend Zeit für Wiederholungen und Reserve einzuplanen, im Falle von Störungen und Komplikationen. Bleiben Sie bei Ihrer Zeitplanung also realistisch!

Nutzen Sie den Aktionsplan dynamisch, d.h. aktualisieren Sie beispielsweise Ihren Lernfortschritt, wenn dieser sich verbessert hat, haken Sie abgearbeitete Themen ab und schichten Sie ggf. Ihre Lernzeit auf die dickeren Brocken um. So behalten Sie alles im Blick!
 

Die Herausforderung einer frühzeitigen Prüfungsvorbereitung von Beginn des Semesters an, liegt darin, dass Sie sich die Lerninhalte erst im Laufe des Semesters nach und nach erschließen. D.h., sie bauen sich aus einzelnen Bausteinen im gesamten Semesterverlauf erst zu einem Gesamtbild zusammen. 

Umso wichtiger ist es, dabei frühzeitig strukturiert vorzugehen, und die Lernmaterialien und Lernskripte systematisch aufzubereiten und anzulegen. Mit vier Schritten haben Sie einen guten Ansatz für Ihre Prüfungsvorbereitung: Sammeln; Verdichten; Einprägen und Üben; Wiederholen und Anwenden (Heister 2007, S.56).

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Beginnen Sie zunächst damit, die Lerninhalte strukturiert zu sammeln und Ihre Materialien vorzubereiten. Planen Sie hierfür ca. 25% Lernzeit ein. Durch Ihre Bearbeitung der Lerneinheiten, die Vertiefung und Anwendung in den Präsenzveranstaltungen und Ihre Arbeit in den Lerngruppen tragen Sie Woche für Woche, von Präsenz zu Präsenz die Lern- und Prüfungsinhalte zusammen. Achten Sie hier frühzeitig auf Vollständigkeit und Übersichtlichkeit, denn in diesem ersten Schritt legen Sie die Grundlagen. Erarbeiten Sie sich somit eine Materialsammlung aller prüfungsrelevanten Lerninhalte. Achten Sie insbesondere auf die Ankündigungen der Lehrenden, welche Inhalte im Besonderen prüfungsrelevant sind und markieren Sie Ihre entsprechenden Notizen z.B. als fette Randnotiz: PRÜFUNGSRELEVANT !!!

Ihre Materialsammlung aus Lerneinheiten, Mitschriften und Notizen wird somit Schritt für Schritt wachsen. Führen Sie diese im zweiten Schritt nach und nach in einer verdichteten, systematischen und übersichtlichen Form in einem Lernskript zusammen. Ordnen Sie dabei den Lernstoff in sinnvolle Zusammenhänge und bereiten Sie die Inhalte z.B. mithilfe von übersichtlichen Grafiken, Tabellen oder Mindmaps komprimiert auf. So haben Sie alle wichtigen Lerninhalte auf wenigen Seiten im Überblick und müssen nur noch selten einen Blick in die wesentlich längere Lerneinheit werfen.

In der Phase der Aufbereitung des Lernstoffs setzen Sie sich intensiv mit den Lerninhalten auseinander. Sie erschließen sich den Lernstoff, arbeiten Wissenslücken auf, und eignen sich die Inhalte an, indem Sie sie in eigene Worte fassen und verschriftlichen. Gleichzeitig strukturieren Sie damit Ihren Lernstoff kompakter, wodurch die Zusammenhänge oftmals deutlicher und klarer werden.

Die Aufbereitung der Lerninhalte wird zunächst die meiste Zeit in Anspruch nehmen. Planen Sie hierfür zunächst ca. 40% Lernzeit ein! Je mehr sich Ihre Lernskripte vervollständigen, wird diese Lernzeit jedoch frei für das Einprägen, Üben und Anwenden.

Konzentrieren Sie sich im dritten Schritt ausschließlich auf das Einprägen, Üben und Anwenden der Lerninhalte. Planen Sie hierfür ca. 25% Lernzeit ein! Lösen Sie z.B. möglichst viele Übungsaufgaben, um z.B. Berechnungen, Formeln oder Methoden auch auf verschiedene Rechenaufgaben oder Fallkonstellationen übertragen zu lernen. So verinnerlichen Sie die Prinzipien und werden sicher in der Anwendung.

Nutzen Sie auch die in den Kapiteln Lern-Kartei und Mnemo-Technik vorgestellten Methoden zum Einprägen oder Auswendiglernen von Fachbegriffen, Definitionen, Formeln und Abläufen, um die Lerninhalte im Langzeitgedächtnis zu verankern. Solche Gedächtnisübungen lassen sich auch zwischendurch ohne großen Aufwand immer mal wieder anwenden.

Überlegen Sie sich auch mögliche Prüfungsfragen, um Zusammenhänge auch mal aus anderen Perspektiven zu betrachten und Ihr Wissen kreativ anzuwenden. Dies erweitert Ihren Horizont und verfestigt Ihre Methodenkompetenz.

Achten Sie beim Einprägen und Üben auch immer auf eine Lernerfolgskontrolle. Hier ist es hilfreich die Lerngruppe einzubeziehen, um nicht in die Falle der Über- oder Unterbewertung des eigenen Lernerfolgs zu tappen. Gegenseitige Lernerfolgskontrolle z.B. durch gegenseitiges Abfragen oder Erläutern von Lerninhalten bietet hier in der Regel ein „objektiveres“ Bild und ermuntert obendrein.
 

Wie ein alter lateinischer Spruch schon sagt: repetitio est mater studiorum: Wiederholen ist die Mutter des Studierens! Nutzen Sie Ihre verdichteten Lernskripte zur regelmäßigen Wiederholung und Überprüfung Ihres Lernerfolgs. Planen Sie hierfür ca. 10% Lernzeit ein! Beginnen Sie zunächst mit täglichen Wiederholungen. Je mehr Sie merken, dass Sie im Thema sind, desto größer können die Intervalle Ihrer Wiederholung werden. Auch Ihre benötigte Zeit für die Wiederholungen wird mehr und mehr abnehmen, da Sie Ihr Wissen zunehmend schneller aktivieren können.

In den letzten zwei Wochen vor der Prüfung sollten Sie nun soweit vorbereitet und im Thema sein, dass Sie idealerweise keine oder nur noch überschaubar wenige Baustellen und Wissenslücken aufzuarbeiten haben.

Mindestens drei Tage vor der Prüfung sollte Ihr Lern- und Aufarbeitungsprozess komplett abgeschlossen sein, d.h. es sollten keine neuen Lerninhalte mehr hinzukommen (Heister 2007, S.71).  Alles, was Sie bis hierhin nicht geschafft haben, werden Sie nicht nachhaltig aufarbeiten können. Im Gegenteil: Sie werden angesichts der knappen Zeit eher in Panik geraten und vergeuden damit die letzten, wertvollen Tage. Vermeiden Sie daher auch eine intensive Lektüre der Lerneinheiten. Konzentrieren Sie sich hier ausschließlich auf die systematische Wiederholung und ggf. Prüfungssimulation, und nutzen Sie dafür Ihre gut aufbereiteten Lernskripte und Übungsklausuren.

Gute Kenntnisse der Prüfungsmodalitäten und gezielte Prüfungsvorbereitung sind die beste Voraussetzung, um die Prüfung erfolgreich abzulegen. Sie kennen die Anforderungen und Erwartungen, die an Sie gestellt werden, und haben alles dafür getan, um den Lernstoff sicher zu beherrschen und anwenden zu können. Damit sind Sie schonmal gut gerüstet!